Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.07.2000

Renault Sport Spider: EIN ZEUG ZUM FAHREN

Das leichte Auto reagiert auf jede Bewegung des kraftregelnden rechten Fußes. Der Fahrtwind greift in den Haarschopf, die Blumenwiesen und die Wälder entlang hübscher Bergstraßen fliegen vorbei, die Kurven werden durcheilt und das Fahrzeug erreicht das Gipfelplateau. Auf dem Parkplatz gönnt der Fahrer der Verbrennungsmaschine eine Pause, der Zusatzlüfter arbeitet längst mit lautem Summen und verschafft ihr Kühlung an diesem Tag, der bei 30 Grad im Schatten und mit viel Motorwärme im Rücken auch den Fahrer nicht ganz kalt läßt: Die erste Garnitur Kleidung ist nach den zurückliegenden 25 Kilometern durchgeschwitzt, die zweite liegt zu Hause, denn in den knappen Gepäckraum hat man vorsichtshalber die Regenjacke gelegt - das Auto hat schließlich kein Dach.

Der Spider macht Spaß ohne Ende. Nein, nicht ganz: Das Ende kommt übermorgen, denn da muß die heckgetriebene flache Flunder zurückgegeben werden. Doch daran wollen wir nicht denken, lassen uns lieber von einigen irdischen Elementen kräftig durchschütteln. Wenn es bergauf geht, muß der Weg auch wieder hinunter führen, und tatsächlich, so ist es, mit ähnlich freudebringenden Kurven wie auf der anderen Bergseite. Wir treten die Pedale in schnellem Rhythmus, bewegen mit metallischem Klicken den Schalthebel auf kurzen Wegen, drehen am Volant mit seiner direkten Wirkung auf die Vorderräder und treiben den Spider ins Tal. Der Wind rüttelt am Kopf, das Motorengeräusch dringt tief in die Ohren, wir fühlen uns wie Walter Röhrl bei einem Bergrennen, haben das Gefühl rasend schnell unterwegs zu sein. Da irritiert der Blick auf den Tacho: Was, das sollen nur 60 Sachen sein? Es braucht halt nicht viel, um Spaß zu haben und ein im positiven Sinn trügerisches Geschwindigkeitsgefühl zu erzeugen.

Das mag man sich bei Renault 1997 gedacht haben, als der Sport Spider in die Kleinserie ging. Von vorn herein sollten es nur 1500 Stück werden, etwa 500 davon kamen nach Deutschland. Diesem Fahrzeug wurde das Zeug zum Fahren mitgegeben, also nur das Wesentliche: leichter Rahmen, flache Karosserie, sportliches Fahrwerk - das sollte genügen, um den serienmäßigen Vierzylinder (zwei Liter Hubraum, 108 kW/147 PS) aus dem Mégane in Mittelposition unterzubringen. Auf Warmduscher-Accessoires wie Heizung, Seitenscheiben und Servolenkung hat man gleich verzichtet. Auf Wunsch ging es sogar ohne Frontscheibe, denn es gab den Sport Spider mit und ohne.

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